Vom 20. bis zum 24. Oktober besuchte der Sekretär der Kommunistischen Partei der Donezker Volksrepublik Stanislaw Retinskij auf Einladung der DKP und der Initiative „Alternative Presseschau“ die BRD. Er nahm an der Konferenz zum 100jährigen Jubiläum der Großen sozialistischen Oktoberrevolution teil und berichtete in öffentlichen Diskussionsveranstaltungen von der Situation im Donbass und der Arbeit der dortigen KP in Berlin und Hannover. Neben den Gesprächen und Veranstaltungen blieb auch noch Zeit, sowjetische Ehrenmale und das deutsch-russische Museum zu besuchen.
Kurz vor seinem Abflug nach Moskau konnten wir, das Kollektiv der „Alternativen Presseschau“, ein sehr interessantes Interview durchführen, in dem er uns offen und ausführlich auf all unsere Fragen antwortete.
Sagen Sie bitte, warum Sie nach Deutschland gekommen sind! Mit welchem Ziel sind Sie hier? Was erwarten Sie von dieser Reise?

In die BRD kam ich auf Einladung der Deutschen Kommunistischen Partei zur Teilnahme an einer Konferenz, die dem 100jährigen Jubiläum der Oktoberrevolution gewidmet war. Außerdem waren zwei Treffen mit Vertretern der Parteiorganisationen in Berlin und Hannover geplant, auf denen ich über die Situation im Donbass berichtete, über die Lage der Arbeiterklasse und die Rolle der Kommunisten in diesen Prozessen. Ziel der Veranstaltungen war, dass die deutschen Kommunisten und linke Aktivisten von einem Augenzeugen und Teilnehmer der Ereignisse etwas zur derzeitigen Lage erfahren, sie interessierende Fragen stellen und über ihre eigenen Erfahrungen bei der Durchführung von Solidaritätsaktionen mit dem Donbass berichten konnten.
Meines Erachtens ist die Reise erfolgreich, da an den Treffen nicht nur Mitglieder der DKP, die der Organisator war, teilnahmen, sondern auch Vertreter anderer linker Parteien. Dies bedeutet, dass die Einwohner Deutschlands dem Donbass-Thema nicht gleichgültig gegenüberstehen.
So kam in Berlin nach Beendigung des Treffens eine Frau zu mir und sagte, dass sie erst nach dieser Veranstaltung ihre Meinung zur DVR und LVR klar bestimmen kann. In Hannover sagte ein Mann, der völlig zufällig auf der Straße einen Flyer für die bevorstehende Veranstaltung bekam, dass er nun bereit sei, in jeglicher Form zu helfen. Es ist gut, dass mein Auftritt Klarheit in eine Reihe von Fragen gebracht hat. Dafür bin ich nach Deutschland gekommen.

Wie ist die Situation zurzeit im Donbass, in der gesamten Region und speziell in der DVR? Können Sie kurz etwas zur militärischen Lage sagen?

Die Einschätzung der allgemeinen militärischen Situation fällt in die Kompetenz der Volksmiliz und des Gemeinsamen Zentrums zur Kontrolle und Koordination. Ich kann lediglich etwas aus meiner eigenen Erfahrung sagen. Ich lebe mit meiner Familie in einem frontnahen Bezirk von Donezk, der unmittelbar an den Flughafen grenzt. Im Januar-Februar 2015 gab es dort erbitterte Kämpfe, als die Schlacht um den Flughafen stattfand. Unweit von unserem Hochhaus detonierten ständig Geschosse. Nach Beendigung der Operation um Debalzewo und der Unterzeichnung der jetzigen Minsker Vereinbarungen haben sich die Beschüsse merklich verringert, besonders in diesem Bezirk. Nichts desto trotz setzen sich die zähen Kampfhandlungen mit zeitweisem Beschuss fort. Zum Beispiel beschoss die ukrainische Armee im Winter dieses Jahres eine Autowerkstatt, die nicht weit von meinem Haus ist. Im Ergebnis wurde ein Autoschlosser verletzt und die Fahrzeuge beschädigt.
Man kann voraussetzen, dass eine ähnliche Situation auch an den anderen Abschnitten der Abgrenzungslinie zu beobachten ist. Vor kurzem sollte ich eine Reportage im frontnahen Kominternowo, das im Süden liegt, vorbereiten. Während der Zeit meiner Arbeit dort waren von ukrainischer Seite aus ständig Maschinengewehrsalven zu hören. Die Ortseinwohner versicherten, dass mit Einbruch der Dunkelheit der Granatbeschuss einsetzt. Insgesamt kann man die gegenwärtige Situation im Donbass charakterisieren als „kein Krieg, kein Frieden“.

Nun einige Fragen zur Wirtschaft:
Sagen Sie bitte, wie ist im Moment in der DVR die Versorgung mit Lebensmitteln, mit der Preisbildung für Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs? Gibt es da Unterschiede zwischen der Hauptstadt und den anderen Regionen der Republik?
Wie sieht es aus mit der Verteilung der humanitären Hilfe, zum einen aus den offiziellen Konvois aus Russland, zum anderen aus den Hilfslieferungen der KPRF? Nach welchen Gesichtspunkten wird sie verteilt und an wen?
Gibt es genügend Medikamente, wie teuer sind sie?

Gegenwärtig gibt es auf den Ladentischen der Geschäfte ausreichend Lebensmittel. Natürlich wurde ein bedeutender Teil in Russland erzeugt. Doch eine ziemlich große Auswahl der Waren wird in der Donezker Volksrepublik selbst hergestellt. Ungeachtet der Kampfhandlungen arbeiten die Betriebe der Leichtindustrie stabil. In der DVR wurde die Produktion von Milch- Fleisch und Backwaren wiederaufgenommen. Es arbeiten die Backkombinate, die in der Zeit des Krieges das Backen von vergünstigtem Brot organisierten. Kürzlich wurde die Arbeit des Betriebs „Winter“ zur Herstellung von Speiseeis sowie die der Donezker Brauerei wiederaufgenommen.
Die Preise in der DVR unterscheiden sich praktisch nicht von den Preisen in der Ukraine. In letzter Zeit ist folgende Entwicklung zu bemerken: auf ukrainischen Territorium gibt es einen Preissprung, doch in der DVR, wo es gelang, die eigene Produktion wieder aufzunehmen und damit ein wenig die Abhängigkeit von Importen von Fertigwaren aus der RF zu verringern,  sind im Gegenteil die Preise stabil.
Insgesamt gibt es keine merklichen Unterschiede zwischen den Preisen in Donezk und den anderen Teilen der DVR, doch mag die Nachfrage nach Produkten in der Hauptstadt der Republik  höher sein als an der Peripherie, doch nicht so sehr wie vor dem Krieg.
Humanitäre Hilfe vom Katastrophenschutzministerium der RF kommt seit August 2014 regelmäßig in den Donbass. Die Besonderheit besteht darin, dass sie in erster Linie zwischen den Ministerien und Behörden aufgeteilt wird. Ein großer Teil ist für den Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur, für die Schulspeisung der Kinder und Medikamente für die Krankenhäuser. Zum Beispiel schlugen auf dem Gelände der Schule, in der meine Frau arbeitet, mehrmals Granaten ein. Im Ergebnis war die gesamte Verglasung zerbrochen und wurde vollständig ersetzt.Und solche Objekte gibt es im Donbass zu Tausenden. Deshalb wird die Notwendigkeit humanitärer Hilfe bestehenbleiben, solange sich die Kampfhandlungen fortsetzen.
Humanitäre Hilfe vom Katastrophenschutzministerium der DVR erhalten auch einfache Einwohner der Republik. Zum Beispiel wird unsere Familie seit zwei Jahren mit ausreichend Kindernahrung  versorgt, deshalb müssen wir diese fast nie im Geschäft kaufen.
Was die humanitären Konvois der KPRF betrifft, so kommen auch sie seit Beginn der Kampfhandlungen in die Republik. Es ist die einige Partei Russlands, die dem Donbass systematische Unterstützung leistet. Die KP der RF übernahm für sich die Aufgabe, den Sicherheitskräften der DVR, in denen es viele Anhänger von  uns gibt, dem Ersten Militärhospital, dem Dramatischen Theater und der Krupskaja-Bibliothek zu helfen. Außerdem übernahmen die russischen Kommunisten die Patenschaft für einige soziale Objekte im Telmanowo-Bezirk, bauten eine Schule und ein Krankenhaus wieder auf. Auf Bitte der Donezker Kommunisten leistet die KPRF auch gezielt Bedürftigen Hilfe: den Veteranen, Invaliden, kinderreichen Familien. Allerdings sind wir seit Oktober 2016 nicht mehr an der Verteilung der humanitären Hilfe der KPRF beteiligt, weil dies jetzt in den Händen des Katastrophenschutzministerium der DVR liegt.
Medikamente gibt es ausreichend in der Republik, es gibt Soziale Apotheken. Außerdem gibt es eine Reihe von Programmen zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung, beispielsweise bei der kostenlosen Durchführung von Operationen.

Wie entwickelt sich die Industrie in der Republik? Wie hoch ist der Anteil staatlicher Betriebe und Betriebe unter äußerer Leitung? In welchen Zweigen gibt es besonders viele?
Ist ein Export der Produkte möglich? Wohin exportiert die Republik?  Und woher erhalten die Unternehmen ihre Rohstoffe unter den Bedingungen der totalen Blockade durch die Ukraine?

Wenn behauptet wird,  dass der Donbass, wenn er im Bestand der Ukraine geblieben wäre, die Betriebe hätte erhalten können, die im Laufe der Kampfhandlungen zerstört wurden, dann ist das nicht wahr.
In Wirklichkeit haben diejenigen, die 2014 in Kiew an die Macht kamen, begonnen, zielstrebig den ukrainischen Markt für eine Übernahme durch ausländisches Kapital bereit zu machen. Ein Beleg  dafür sind die heutigen Kohlelieferungen aus den USA in die Ukraine. Nur die Trennung von der Ukraine erlaubt es der DVR und der LVR, ihr industrielles Potential wenigstens teilweise zu erhalten. Allein im Verlauf dieses Jahres wurde die Charzysker Drahtseilfabrik und die Jusowskij-Metallfabrik wieder in Betrieb genommen, es wurden Stromleitungen im Nowoasowskij-Bezirk gebaut, es werden neue Stollen in den Bergwerken in Tores eröffnet. Die ukrainischen Streitkräfte haben mit Hilfe der Artillerie nur das beschleunigt, was durch den Übergang zu Eurostandards beabsichtigt war, die einen großen Teil der Unternehmen des Donbass beerdigt hätten.
Die Bergwerke, die die Kohle für die Energie fördern, befanden und befinden sich in staatlichem Eigentum. Bis zum Krieg befanden sich praktisch alle anderen Unternehmen im Eigentum der Oligarchen. Bis zur Einführung der totalen Blockade des Donbass durch die ukrainische Seite befanden sie sich noch in Privateigentum. Jetzt wurden sie unter äußere staatliche Leitung gestellt und die Steuern zahlen sie nicht ins Budget der Ukraine, sondern ins Budget der DVR.
Neulich tauchte in den Medien die Information auf, dass eine Partie der Donbasser Kohle nach Polen geliefert wurde. Dies zeugt davon, dass die Unternehmen der DVR und LVR wenn auch in kleinen Mengen, so doch trotzdem ihre Erzeugnisse verkaufen. So erklärte unlängst der stellvertretende Minister für Ökonomie der RF Sergej Nasarow, dass Kohle im Umfang von 1 Mio Tonnen im Monat über russisches Territorium auf den internationalen Markt geliefert wird. Russland exportiert sie nochmals über seine Seehäfen in Drittländer.
Unternehmen, für die die äußere Leitung eingeführt wurde, sind weiter in Betrieb, doch woher sie ihre Rohstoffe erhalten und in welchem Umfang, das weiß ich wirklich nicht.

Nun zur Arbeit der Partei. Wie viele Mitglieder hat die KPDVR? Wie organisieren Sie die praktische Parteiarbeit vor Ort, die politische Arbeit mit der Bevölkerung, mit der jungen Generation und in der Armee?
Welche Hauptaufgaben muss die KPDVR gegenwärtig lösen? Und wie organisieren Sie die theoretische Arbeit innerhalb der Partei?

Gegenwärtig sind in der Partei etwa 1000 Menschen. Ein großer Teil der Mitglieder waren früher in der KPU oder der KPdSU. Doch viele von denen, die Mitglied der Partei wurden, hatten früher keine Erfahrungen mit Parteiarbeit. Das Problem der Ergänzung der KPDVR mit neuen Mitgliedern ist typisch für alle Parteien des postsowjetischen Raums: entweder sind die Mitglieder der KPDVR ältere Menschen oder ganz junge. Menschen mittleren Alters sind weniger vertreten. In diesem Alter sind sie in der Regel schon in das Konsumsystem integriert. Deshalb legt die Partei ein Hauptaugenmerk auf die Erziehung der jungen Generation.In dieser Richtung gibt es schon deutliche Erfolge, was die Arbeit der Pionier- und Komsomolorganisation in Makejewka belegt.
Die Partei befindet sich in der Etappe der Herausbildung, deshalb gelang es bisher nicht, die Arbeit mit der Bevölkerung in vollem Umfang zu etablieren. Wir haben immer noch zu wenig Erfahrung, geschulte Agitatoren und Agitationsmaterial. Daran arbeiten wir. Gegenwärtig ist ein maßgeblicher Teil unserer Arbeit auf die Bereitstellung humanitärer Hilfe für Bedürftige gerichtet.
Einige Mitglieder der KP dienten und dienen in der Armee der DVR. Aber die Schwierigkeiten bei unserer Arbeit unter den Militärangehörigen sind dieselben wie mit der zivilen Bevölkerung.
Es ist nicht ausreichend, einen Menschen in die Partei aufzunehmen, das wichtigste ist – ihn dabeizuhalten. Dafür muss die innerparteiliche Arbeit erheblich umstrukturiert werden. Die Partei sollte zu einem Raum für die Entwicklung aller Fähigkeiten ihrer Mitglieder werden. So, wie die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (B) die hohe Schule für die Bolschewiki wurde. Zum Beispiel konnte sich Josef Stalin, der keine höhere Schulbildung genossen hatte, die deutsche Sprache erlernen und wurde nach Österreich-Ungarn geschickt, um die nationale Frage zu studieren. Die Anhebung des theoretischen Niveaus unser Parteimitglieder ist meines Erachtens eine vorrangige Aufgabe. Wenn die Arbeiterbewegung in der Defensive ist, muss ein Hauptaugenmerk auf das Theoriestudium gelegt werden, damit in der Zeit ihrer Offensive die Partei über die nötigen Kader zur Führung der Arbeiterbewegung verfügt.

Mit welchen republikanischen und internationalen Kräften arbeiten Sie zusammen? Welche Beziehung hat Ihre Partei zur KPRF?
Hat die KPDVR Verbindungen zu den Kommunisten der LVR? Auf welchem Niveau, in welchen Bereichen arbeiten Sie zusammen?

Die Kommunisten haben viel zur Schaffung der Republik beigetragen. Derzeit ist ein erheblicher Teil unserer Arbeit auf deren internationale Anerkennung gerichtet. Dies zu erreichen ist möglich, unter anderem dank der Herstellung von internationalen Parteiverbindungen. Die KPDVR hat erhebliche Erfolge auf diesem Gebiet erreicht. Wir sind den deutschen Genossen sehr dankbar, die uns verschiedene Unterstützung leisten, die unsere Parteimaterialien in deutscher Sprache verbreiten, ihre Solidarität mit uns zum Ausdruck bringen. Die DKP ist eine der ersten kommunistischen Parteien, mit der wir zweiseitige Kontakte hergestellt haben. Wir sind stolz darauf, dass wir solche Unterstützer in Deutschland haben! Ein Dank an euch Genossen, dafür, dass ihr sowohl die Donezker Kommunisten als auch die Donezker Volksrepublik unterstützt.

Außer zur DKP konnten wir Kontakte mit Kommunisten Italiens, Kubas und Lateinamerikas, Spaniens, der KDVR, Großbritanniens, Schweden und selbstverständlich zu Russland und den GUS-Staaten knüpfen. Perspektivisch können diese Verbindungen dabei helfen, eine antifaschistische Allianz zu schaffen, in der unsere Partei eine wesentliche Rolle spielen wird. Ein erster Schritt sollte die Schaffung eines internationalen öffentlichen Informationsprojektes sein. In dieser Richtung wird schon gearbeitet.
Die KPRF unterstützt uns aktiv bei unseren Bemühungen. Mitglieder der KPDVR haben die Möglichkeit, eine Schulung im Zentrum für politische Bildung des ZK der KP der RF zu durchlaufen, Praktika in kommunistischen Medien zu absolvieren, an Parteiveranstaltungen teilzunehmen: an Plenen, Parteitagen, Kundgebungen. Kontakte existieren nicht nur zwischen den Parteiführungen, sondern auch zwischen regionalen Parteikomitees. Es existiert eine Zusammenarbeit zwischen den Jugendorganisationen. Dank der KPRF wurde unsere Partei Beobachter im SKP-KPSS.
Viele der Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert sind, sind auch charakteristisch für die KP der LVR. Wir versuchen, sie gemeinsam zu lösen. In der gegenwärtigen Etappe besteht unsere Zusammenarbeit hauptsächlich darin, Informationen und Erfahrungen auszutauschen. Vertreter der KPDVR nehmen an ihren Parteiveranstaltungen teil und umgekehrt. Wir bemühen uns, unsere Aktionen in den grundlegenden Fragen der Innenpolitik, der internationalen Beziehungen und bei humanitären Fragen abzustimmen.

Sagen Sie bitte, welche Perspektiven sehen die Kommunisten der DVR ür die Republik? Welche Rolle kann die KP in diesem Prozess spielen?

In der Unabhängigkeitserklärung der DVR steht: „Die Republik gewährleistet die Bedingungen für die freie Entwicklung und den Schutz der verfassungsmäßig anerkannten Eigentumsformen, die die Aneignung der Ergebnisse fremder Arbeit ausschließen, Vorrang haben dabei kollektive Formen“. Mit anderen Worten, es wurde die gesellschaftliche Eigentumsform an den Produktionsmitteln erklärt. Aber in der Verfassung der DVR gab es dann ein Abgehen von diesem Prinzip. In ihr ist bereits vom Schutz des Privateigentums die Rede. Ähnliches gab es bereits in der Geschichte. So hat Mirabeau zur Zeit der Großen Französischen Revolution zu Beginn eine Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte ausgearbeitet, in der die allgemeine Gleichheit ausgerufen wurde, aber später ist Sieyès bereits für die Einführung eines Vermögenszensus bei den Wahlen eingetreten.
Die Kommunisten der DVR ihrerseits treten für eine Verwirklichung der Punkte der Unabhängigkeitserklärung ein.
 In diesem Sinne hat die KPDVR gewisse Ähnlichkeiten mit der KP Portugals. Wie bekannt ist, treten die portugiesischen Kommunisten für eine Realisierung der Regelungen der Verfassung ein, in der der Aufbau des Sozialismus ausgerufen wurde. Sie wurde nach dem Sieg der Revolution vom 25. April 1974, die man auch Nelkenrevolution nennt, erarbeitet.
Wir sind bereit, mit allen Parteien und Organisationen zusammenzuarbeiten, die sich auch diese Ziele setzen. Dabei verstehen wir sehr gut, dass in der Unabhängigkeitserklärung der DVR wirklich um die Abschaffung des Privateigentums geht und nur die Arbeiterklasse unter der Führung der kommunistischen Partei kann dies tun.

Nun ist die Reise zu Ende. Mit welchen Ergebnissen, Eindrückern und Schlussfolgerungen kehren Sie nach Hause zurück?

In erster Linie möchte ich das hohe Niveau der Organisation der Veranstaltungen der DKP hervorheben, die gute theoretische Vorbereitung ihrer Mitglieder, und das große Interesse nicht nur der deutschen Kommunisten, sondern auch der Vertreter anderer linker Parteien und Organisationen  an den Problemen des Donbass. Für mich war es auch sehr interessant, mit Deutschen zu sprechen, die in der DDR geboren sind. Sie sind so herzlich und gastfreundlich, wie unsere sowjetischen Menschen. Eine wahre Tragödie war der Tod der Deutschen Demokratischen Republik, die ein Beispiel für das gesamte sozialistische Lager war. Infolgedessen verfiel die Industrie, es entstand Massenarbeitslosigkeit, die Jugend verlor ihre Zukunft. All dies ist das Ergebnis der zeitweisen Niederlage des Sozialismus. Doch wir Kommunisten verstehen genau, dass das Kapital eine materielle Kraft ist, und um es zu bekämpfen, benötigt man unbedingt eine vergleichbare Kraft. Diese Kraft ist das internationale Proletariat unter Führung der kommunistischen Partei. Mit anderen Worten: Dem transnationalen Kapital muss unbedingt unser Internationalismus entgegenwirken. Ein Beispiel dafür ist der Ausbau von festen kameradschaftlichen Beziehungen zwischen der DKP und der KPDVR.

Interview und Übersetzung: Renate Koppe und Swetlana Ebert