Heinrich Fink

Der evangelische Theologe und frühere Rektor der Humboldt-Universität Berlin, Heinrich Fink, ist am Mittwochmittag, den 1.Juli im Jüdischen Krankenhaus in Berlin verstorben.
Er wurde 1935 in der deutschen Siedlung Korntal in Bessarabien, das heute zur Republik Moldau gehört, geboren. Der Krieg der Nazis zwang die Familie zur Umsiedlung zuerst 1940 im okkupierten Polen nach Posen (Poznan) und 1945 nach Glienicke bei Ziesar in Brandenburg.
Fink besuchte bis 1954 Schulen in Brandenburg, war aktiv in der Jungen Gemeinde und trat der Freien Deutschen Jugend bei.
Die in der DDR guten Bildungschancen für Arbeiter- und Bauernkinder nutzte er und studierte von 1954 bis 1960 evangelische Theologie an der Humboldt-Universität.
Dort war er zunächst von 1961 bis 1965 Wissenschaftlicher Assistent, 1965 bis 1969 Habilitationsaspirant, 1969 bis 1979 Dozent und seit 1979 Professor für evangelische Theologie; 1980 bis 1990 Dekan der Theologischen Fakultät und 1990 bis 1992 Rektor der Humboldt-Universität Berlin.
Gesellschaftlich und politisch engagierte sich Fink in der Christlichen Friedenskonferenz, war Mitglied im FDGB und arbeitete ab 1958 im Weißenseer Arbeitskreis, eine Bruderschaft, die aus dem linken Flügel der Bekennenden Kirche hervorgegangen und eine innerkirchliche Opposition in der der Evangelischen Kirche war, mit. Im April 1990 wurde er zum Rektor der Humboldt Universität gewählt.
Im Streit um die Abwicklung von ostdeutschen Wissenschaftlern wurde Fink zur Symbolfigur. Aufgrund des Fachwissens der Ostprofessoren bekämpfte er ihre Entlassung und Ersetzung durch Westprofessoren.

Dann tauchte plötzlich eine Akte „Heiner“ auf, wonach Fink seit 1969 als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) für die DDR-Staatssicherheit gearbeitet haben sollte. Im November 1991 entließ ihn die Hochschule daraufhin. Die Studenten streikten nach seiner Entlassung wochenlang. Fink klagte, ein Berliner Gericht gab ihm zunächst recht, der Senat ging in Berufung und fand nun die „richtigen“ Richter.
Heinrich Fink ließ sich nicht brechen, 1992 war er Mitbegründer des „Komitees für Gerechtigkeit“. Von 1998 bis 2001 war er als Parteiloser für die PDS Bundestagsabgeordneter. Von November 2003 bis Mai 2014 war er Vorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) und wurde auf deren Bundeskongress 2014 zum Ehrenvorsitzenden bestimmt.
Im Dezember 2013 erhielt er den Menschenrechtspreis des Vereins Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrechte und Menschenwürde.
Mit dem kommunistischen Widerstandskämpfer gegen die Nazis und Mitglied der DKP, Peter Gingold verband ihn neben der gemeinsamen Mitgliedschaft in der VVN-BdA und dem Schwur von Buchenwald eine tiefe Freundschaft. Gemeinsam verband die überzeugten Kriegsgegner auchder Kampf gegen Neofaschismus und Rassismus und für Antifaschismus.
In diesem Jahr wollte Heinrich Fink wieder, wie schon im vergangenen Jahr, am 25. April zum 75. Jahrestag des Treffens amerikanischer und sowjetischer Truppen bei Torgau an der Elbe teilnehmen, das durch die Verschiebung des Elbe-Tags wegen Corona auf den 3. Oktober nicht stattfinden konnte. Eine Busfahrkarte im DKP-Bus, wie im letzten Jahr, hatte er schon. Nun wird er die Veranstaltung leider nicht mehr miterleben.
Wir werden Heinrich Fink stets ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seinen drei Kindern und seiner lieben Frau Ilsegret.

DKP Berlin

PS. Im Nachruf haben wir einen mißverständlichen Satz zu Heiner Finks Tätigkeit als Rektor korrigiert.