Am 15.11.2021 streikten die Beschäftigten der AWO für eine gerechte Entlohnung. Im Folgenden dokumentieren wir die Rede des Genossen Dennis Simon zu den Streikenden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich möchte Euch im Namen des Landesverbandes Berlin der Deutschen Kommunistischen Partei ganz herzlich für die Einladung bedanken und unsere volle Unterstützung für Euren gerechten Arbeitskampf erklären.
Wir Kommunisten sagen, dass für die gleiche Arbeit der gleiche Lohn gezahlt werden muss. Vor dem Hintergrund, dass die AWO eine Organisation ist, die ihren Ursprung in der Arbeiterbewegung hat, können wir nicht nachvollziehen, dass die Geschäftsführung auf Lohndumping setzt.
In ihrem Leitbild bekennt sich die AWO zu einer „sozial gerechten Gesellschaft“ und zu Werten wie „Solidarität, … Gleichheit und Gerechtigkeit“. Wie gerecht ist es, dass bei der AWO in Berlin für dieselbe Arbeit zwischen sieben und zehn Prozent weniger – also zum Teil mehrere hundert Euro weniger – gezahlt wird im Vergleich zum öffentlichen Dienst?
Natürlich ist es für Eltern schmerzhaft, wenn die Kita ihrer Kinder jetzt schließen muss oder nur eine Notbetreuung möglich ist. Aber dieses Argument darf nicht gegen Streiks instrumentalisiert werden. Für abhängig Beschäftigte ist ein Streik oft die einzige Möglichkeit, ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Letztendlich liegt es an der AWO-Geschäftsführung, den Beschäftigten ein faires und vernünftiges Angebot zu machen. Es liegt selbstverständlich auch im Interesse der Eltern, dass die Betreuerinnen und Betreuer ihrer Kinder gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne haben.
Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die Erzieherinnen und Erzieher sowie auch die anderen Kolleginnen und Kollegen der AWO unter erschwerten Umständen arbeiten. Eine Angleichung ihrer Löhne an jene des öffentlichen Dienstes ist das Mindeste, dass sie an Wertschätzung für ihren Einsatz verdient haben. Die steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten stellen zudem eine weitere finanzielle Belastung der Beschäftigten dar.
Bei diesem Streik spielt auch die Berliner Landespolitik eine Rolle. Denn der Senat ist für die niedrigere Bezahlung der AWO-Beschäftigten mitverantwortlich. Die Geschäftsführung begründete ihre Weigerung, nach dem Tarifvertrag der Länder zu zahlen, damit, dass sie von Berlin dafür nicht genügend finanzielle Mittel bekomme. Aus unserer Sicht ist das – im wahrsten Sinne des Wortes – ein Armutszeugnis für den rot-rot-grünen Senat. Dieser schreibt sich offiziell die soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen. Doch viel zu oft sehen wir in der Praxis, dass im Grunde eine Politik betrieben wird, die gegen die Interessen der Beschäftigten und sozial Schwachen verstößt, etwa, indem sie den Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge vernachlässigt oder sogar aktiv angreift.
Diese Angriffe auf die grundlegenden Interessen der Beschäftigten und der normalen Bürger erfolgen vor dem Hintergrund der verschärften Konkurrenz im internationalen Wettbewerb inmitten der Wirtschaftskrise und Pandemie. In ihrem Streben, ihre Profite noch weiter zu erhöhen, versuchen die Konzerne die Solidarität unter den Lohnabhängigen zu untergraben, Löhne zu drücken und Arbeitsbedingungen zu verschlechtern. Unter dem Vorwand einer angeblichen Bedrohung durch China und Russland rüstet Deutschland auf. Zusätzliche Milliarden sollen – aus unserer Sicht völlig sinnlos – in den Rüstungshaushalt fließen. Währenddessen erklärt man den Beschäftigten, für ihre gerechten Forderungen gebe es kein Geld. An solchen Beispielen tritt der Grundwiderspruch unserer Gesellschaft, jenem zwischen Arbeit und Kapital, besonders markant zutage. Das erfordert den gemeinsamen Kampf aller Menschen, die von ihrer Arbeit leben müssen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich möchte unsere volle Solidarität mit Eurem Arbeitskampf bekräftigen. Wir wünschen Euch für die Durchsetzung Eurer Ziele viel Kraft.