Gedenken an Otto Grüneberg
Quelle: Berliner Anstoss 01/2022
Jedes Jahr am ersten Sonntag im Februar ehren Antifaschisten den von Faschisten ermordeten Berliner Jungkommunisten Otto Grüneberg. Grüneberg kam in der Nacht auf den 1. Februar 1931 von einer Sitzung der Internationalen Arbeiterhilfe, als er von Angehörigen des berüchtigten SA-Sturms 33 unter Beschuss genommen wurde. Schwer verletzt schleppte er sich noch in die Gaststätte Wäscher (heute: Kastanie) in der Schloßstraße in Charlottenburg, wo er kurz darauf verblutete, nur wenige Tage vor seinem 23. Geburtstag.
Im vergangenen Jahr wegen Corona abgesagt, fand heuer wieder eine gut besuchte Gedenkveranstaltung zu Ehren von Grünberg statt, die alljährlich vom Kiezbündnis Klausener Platz organisiert wird. Etwa 75 Antifaschisten aller Altersgruppen kamen, um des früh verstorbenen Kommunisten zu gedenken. Zu den Rednern gehörte neben Kirstin Bauch (Bezirksbürgermeisterin, Grüne), Benedikt Hopmann (VVN-BdA), Hajo Funke (Politikwissenschaftler) auch André Kutschki von der Berliner DKP. Hopmann berichtete von den Versuchen, der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) durch Entzug der Gemeinnützigkeit finanziell das Wasser abzugraben. Hajo Funke zog Parallelen zwischen der Strategie des Straßenterrors, die Joseph Goebbels Ende der 1920er Jahre ausgerufen hatte und der unter anderem Otto Grüneberg zum Opfer gefallen ist, und faschistischen Mordanschlägen in der heutigen Zeit. Ein Vertreter der Linkspartei erinnerte an die vielen, vor allem migrantischen Opfer faschistischer Gewalt und rief zur Schaffung einer migrantischen Antifa (Migrantifa) auf. André Kutschki sagte: »Die Toten mahnen uns, dass im antifaschistischen Kampf ein ›Nie wieder!‹ auch ›nie wieder!‹ heißt. Das betrifft den Straßenterror wie den Staatsterror gleichermaßen.« Es gelte, einen Krieg gegen Russland und China, wie er in vielen als seriös geltenden Medien herbeigeredet wird, zu verhindern. Er erinnerte an die Worte des im vergangenen Jahr verstorbenen ehemaligen Rotarmisten und DDR-Mediziners Moritz Mebel: »Ich sage Ihnen als Jude und Deutscher: Nicht nur im Verhältnis unseres Landes zu Israel ist Demut angebracht. Auch und ebenso im Verhältnis zu den Russen und anderen Völkern der früheren Sowjetunion.« Es ist höchste Zeit, dass solche Worte in diesem Land auch Maßstab der Politik werden.